Talentierte Schriftstellerin und Freigeist.
Frauen sind schön, schlau und multitasking-fähig. Wissen wir längst! Ihren Facettenreichtum können trotzdem nur die wenigsten unter Beweis stellen. In unserer Reihe an beeindruckenden Biografien spannender Frauen stellen wir Euch heute Colette vor, Pariser Variétékünstlerin und begnadete Romanautorin:
„Ich mache was ich will”
entschied Colette bereits im 19. Jahrhundert und war Pippi Langstrumpf damit um Jahrzehnte voraus. Und anders als die selbstbewusste Romanfigur der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, hat es Sidonie-Gabrielle Claudine Colette tatsächlich gegeben. Geboren wurde sie am 28. Januar 1873 im französischen Burgund als jüngstes von vier Geschwistern und obwohl sie als einziges Kind der Familie keine weiterführende Schule besuchte, sollte sie es doch zu einiger Berühmtheit bringen.
Auslöser war ihre erste Reise nach Paris, bei der sie als 16-jährige den fast doppelt so alten Henry Gauthier-Villars kennenlernte. Er, Pariser Salonlöwe und Schriftsteller, verliebte sich in den frühreifen Teenager und heiratete Colette nur vier Jahre später. Ihr Schreibtalent war offensichtlich, leider auch die Tatsache, dass Frauen vor rund 150 Jahren keine Chance hatten, einen Verlag für ihre Texte zu finden. Colette schrieb also unter dem Pseudonym „Willy” und veröffentlichte etliche Romane, die von einer gewissen Claudine handelten und in denen sie Autobiografisches zum Besten gab. Offiziell heimste die Lorbeeren allerdings ihr Mann Henry ein, der sich fatalerweise auch die Rechte und Einnahmen an den Geschichten sicherte.
Ausbruch aus ihrem bisherigen Leben
Die junge Französin war dennoch nicht zu bremsen und wurde zunehmend selbstbewusst: Sie trennte sich von ihrem untreuen Ehemann, lebte stattdessen mit einer Frau zusammen, legte Auftritte auf diversen, damals sehr populären Variété-Bühnen hin und wurde im Jahr 1907 sogar hier, genauer gesagt im legendären Moulin Rouge, verhaftet. Der Grund: Sie hatte während eines Pantomime-Auftrittes ihre damalige Geliebte Missy de Morny, eine Halbschwester von Napoleon III, vor aller Augen geküsst.
Ihre Freizügigkeit, ihre Romane aber auch ihre Tätigkeit als Journalistin verschafften dem Enfant Terrible jede Menge Popularität. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1954 – als erste Frau erhielt sie übrigens ein offizielles Staatsbegräbnis – scherte sich Colette keinen Deut um herrschende Konventionen: Sie pflegte Liebesbeziehungen zu Männern wie zu Frauen, rettete ganz nebenbei während der deutschen Besatzung ihren jüdischen zweiten Ehemann aus der Haft, wurde noch zu Lebzeiten zum Grand Officier der Ehrenlegion und Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters ernannt.
Ein Leben wie im Film!
Kein Wunder, dass im Jahr 2018 eine Kino-Version mit Keira Knightly in der Hauptrolle für Furore sorgte. Wer mehr Details zur Vita dieser lebenshungrigen Frau erfahren möchte, kann zurzeit außerdem eine Dokumentaion auf ARTE einschalten oder einfach eine der vielen Biografien lesen, die der Buchmarkt zu bieten hat.