Dumplin’ gibt es endlich auf Netflix! Und das halten wir von der Story…
Filme mit korpulenten Schauspielern und Schauspielerinnen sind zwar keine Seltenheit mehr, aber oftmals sind die Rollen dann doch nur Nebencharaktere, stereotypisch, bemitleidenswert oder einfach “der/ die lustige Dicke”.
Aber bei diesem Film ist das nicht so. Die mollige Danielle Macdonald spielt als Willowdean Dickson die Tochter einer ehemaligen Gewinnerin und Vorsitzenden des lokalen Schönheitswettbewerbs. Ihre beste Freundin, ihre Schulfreunde und Arbeitskollegen nennen sie Will. Nur ihre Mutter Rosie nennt sie beim mehr oder weniger liebevollen Spitznamen Dumplin’. Aber Will ist viel mehr als nur eine unförmige Teigtasche!
Aufgezogen wird Willowdean zum größten Teil von ihrer Tante Lucy, die ihre Liebe für Dolly Parton an Will und ihre beste Freundin Ellen weiter gibt. Während Wills Mutter mit Beauty, Kleidern und Make-Up beschäftigt ist, ist Lucy die wichtigste Bezugsperson für die junge Willowdean und zeigt ihr was es bedeutet, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, egal ob dick oder dünn. Doch leider verstirbt Tante Lucy ein halbes Jahr bevor Will und Ellen ihr finales Jahr auf der Highscool starten. Erst dann beginnt das wahre Abenteuer der Mädels.
Ohne zu viel (oder noch mehr) zu spoilern: Ellen und Will beschließen am nächsten Schönheitswettbewerb für Teens teilzunehmen. Sie wollen Rosie beweisen, dass nicht nur utopische Ideale als schön gesehen werden sollten. Außerdem wollen sie Lucy die Ehren erweisen und ihren nie in die Tat umgesetzten Traum verwirklichen. Den beiden Mädels schließen sich außerdem die übergewichtige Millie Michelchuck und Hannah Perez, eine provokative Feministin, an. Inspiriert von Willowdean will diese Gruppe den Schönheitsidealen der Gesellschaft den Kampf ansagen.
Zusätzlich zur Aufregung und der anstrengenden Vorbereitungsphase der Miss-Wahlen kommen so einige Hürden auf Will zu. Den Tod ihrer verstorbenen Tante zu verkraften, die Beziehung zu ihrer Mutter neu entdecken, Streit unter Freunden und mit der unerwarteten Zuneigung ihres attraktiven Arbeitskollegen umzugehen ist ganz schön viel auf einmal. Der Handlungsverlauf wird hier zwar zum Teil sehr klischeehaft und Wills emotionale Komplexität wird eher zu einem Wechselspiel aus Tränen und Problembewältigung, aber das ist in solchen Filmen ja nichts Neues. Und warum soll nicht auch eine mollige Figur in einer Dramödie die Standard-Klischees bedienen?
Nichtsdestotrotz ist Willowdean eine wirklich inspirierende Frau, die jede Situation mit viel Willenskraft und der Unterstützung ihrer Freunde und einer Gruppe Drag-Queens zu meistern vermag. Besonders positiv an diesem Film ist, dass man sich als dicke Frau in so manchen Situationen wiedererkennt und einem keine Traumwelt vorgegaukelt wird. Auch ich habe früher oft gedacht, wenn mich ein attraktiver Mann hübsch findet, kann doch da etwas nicht richtig sein. Der will mich doch nur veräppeln?! Bestimmte Berührungen waren einem einfach unangenehm. Mittlerweile weiß ich es besser und es ist schön zu sehen, wie auch Will diesen Weg gehen muss.
Letztendlich hat der Film kein perfektes Ende. Ein totales Happy-End hätte auch nicht gepasst. Weder Will noch eine ihrer Freundinnen gewinnt den Schönheitswettbewerb und das zeigt, wie sehr die Gesellschaft in ihren üblichen Handlungsmustern festgefahren ist. Hier wird deutlich, dass wir noch immer ein ganzes Stück von völliger Inklusivität entfernt sind. Dumplin’ ist eine tolle und bewegende Geschichte, die kein Märchen erzählt, sondern das Leben einer Jugendlichen zeigt und Kritik an Gesellschaft und Beauty-Industrie ausübt. Die Handlung ist mitreißend, die Hauptfigur super besetzt und auch die Nebencharaktere erweisen sich als tolle Persönlichkeiten.
Besonders auffällig ist außerdem, dass Willowdean in all ihren Zügen gezeigt wird, im Badeanzug, in schicker Robe, in Arbeitsklamotte, einfach ganz natürlich, aus jedem Winkel, ohne etwas zu verstecken oder zu kaschieren- wirklich erfrischend und mit toller Message!
Der Film ist also super für wirklich jeden: Feministen, Schönheitsqueens, Queer People, Dolly Parton Fans, Dicke, Dünne, Jung und Alt. Dumplin’ regt zum träumen an, lässt Tränen kullern und den Bauch schmerzen vor Lachen! We love Dumplin’!
P.S.: Für alle Dumplin’-Lover und Leseratten: es gibt eine Fortsetzung – Puddin’!