Reis, Kartoffeln, Brot und Pasta wer liebt sie nicht? Sie sind die perfekten Sattmacher – und voller Kohlenhydrate, neudeutsch „Carbs“. Neuerdings heißt es, darauf sollten wir unbedingt verzichten, da sie uns krank und fett machen. Anhänger von Low-Carb und Paläo-Diäten predigen gar den kompletten Verzicht und raten stattdessen zu Proteinen und Fetten. Auch die Lebensmittelindustrie freut sich und bringt aktuell jede Menge Produkte auf den Markt, zum Beispiel mit industriell gefertigtem Proteinmehl.
Fakt ist: Der Körper braucht rund um die Uhr Energie. Sogar im Schlaf, wenn wir noch nicht mal in Bewegung sind. Denn Körperfunktionen wie Atmung, Herzschlag, Temperatur etc. wollen schließlich in Gang gehalten werden. Kohlenhydrate sind schlichtweg die beste Energiequelle, die uns zur Verfügung steht. „Kohlenhydrate spielen neben Fett die wichtigste Rolle für die Deckung des Energiebedarfs“, weiß auch Ernährungswissenschaftlerin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Obwohl sie im Vergleich zu Fett weniger als die Hälfte an Kalorien liefern.“
Sogar in einem saftigen Apfel verbergen sich die angeblich bösen Kohlenhydrate, denn das Fallobst enthält Fruchtzucker, den unser Körper dann in Kohlenhydrate umwandelt. Vom morgendlichen Croissant, womöglich dick mit Butter bestrichen, wollen wir gar nicht erst anfangen; dessen Kombi aus Fett und Kohlenhydrate als geradezu mörderisch gilt. Nein, Quatsch, natürlich nicht!
Alles in Maßen, nicht in Massen
Tatsächlich dürfen Kohlenhydrate die Hälfte unserer Ernährung ausmachen. Im Körper werden sie zunächst in ihre Grundbausteine zerlegt, also in Glucose (Zucker). Ein Teil davon bleibt in der Leber; auch die Muskeln bekommen etwas ab, und zwar als Glykogen. Ein weiterer Teil der Glucose wandert weiter und versorgt unsere Organe mit Energie, damit sie ihre Funktionen erfüllen können.
Also Steinzeit- oder Paläo-Diät? Die gilt leider als wenig gehaltvoll und hat den Menschen seinerzeit nicht gerade zu Höhenflügen gebracht. Der richtige Zivilisationsfortschritt kam erst, als sich der Mensch irgendwann niedergelassen und Getreide, Bohnen und Reis angebaut hat – also Kohlehydrate auf den Tisch brachten. Das brachte Energie für mehr!
Klar ist auch hier: Kohlenhydrate sollten, genau wie Zucker, in Maßen und nicht in Massen verzehrt werden. Wenn wir es übertreiben und unser Glucose-Speicher, die Leber, permanent zuviel des Guten abbekommt, verfettet sie, was wiederum zu Diabetes, Herzinfarkt oder Krebs führen kann. Das kann keiner wollen!
Totaler Kohlenhydrate-Verzicht?
Auch das ist keine Lösung. Richtig nahrhaft sind zum Beispiel Kohlenhydrate, die in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten stecken. Sie besitzen längere Molekülketten, für deren Zerkleinerung der Körper mehr Zeit braucht. Auf diese Weise werden wir in kleinen Portionen mit Kohlenhydraten, also Zucker, beliefert und die Zellen werden über einen längeren Zeitraum mit Energie versorgt und außerdem mit Ballaststoffen, die der Verdauung gut tun.
Wer also krampfhaft Diät hält und seinen Energiebedarf mit mehr Fleisch und fettem Käse deckt als zur viel gesünderen Vollkornsemmel zu greifen, nimmt oft sogar noch mehr Kalorien zu sich als er denkt.
Fazit: Auf Kohlenhydrate zu verzichten ist uncool und unklug. Das Geheimnis gesunder aber nicht spaßfreier Ernährung liegt in langkettigen Kohlenhydraten und ungesättigten Fetten. Das alles steckt vor allem in der guten mediterranen Küche, die wir eigentlich alle lieben. Ein großer Teller Pasta mit Olivenöl, Gemüse und vielleicht Nüssen – das klingt doch wunderbar! Dazu noch ein Glas Rotwein, der uns, wie man immer wieder hört, vor Herz/Kreislauf-Erkrankungen schützt – und fertig ist das kohlenhydratreiche und absolut gesunde Mahl. Bon Appetit!