Zwei blaue Häkchen. Er ist online. Ein Stich ins Herz.
Die Wangen glühen. Wie gebannt starre ich auf diesen kleinen Bildschirm in meinen zitternden Händen. Zack. zuletzt online heute um 18:54.
„Sein verdammter Ernst? Wenn er Zeit hat mehrere Minuten online zu sein, kann er mir doch zumindest kurz antworten oder sehe ich das falsch?“, schießt es mir durch den Kopf. Der nächste Morgen und unzählige Kontrollblicke auf das Smartphone später ertönt das vermeintlich erlösende klingeling. Kurz zusammengefasst: Morgen keine Zeit… Blabla… Obwohl eigentlich ja schon fest verabredet… Das war vor circa fünf Jahren.
Auch ich habe zu diesen starken und selbstständigen Frauen gehört, die zwar einen Uniabschluss und die Installation einer neuen Spültischarmatur mit links wuppen, sich aber von völlig unzuverlässigen Verantwortungs-Phobikern und ihren blauen WhatsApp-Häkchen emotional abhängig machen. Man mag vielleicht meinen, ich hätte hier auf Mittzwanziger-Studenten gesetzt, die noch nicht einmal die nötige Gewissenhaftigkeit besitzen einen Kaktus am Leben zu erhalten. Aber nein. Ich hatte Verabredungen mit einem schwedischen Jungpolitiker, einem 30 Jahre alten HR-Manager, einem Vorstands-Sohnemann, mit Juristen, außerordentlich begabten Künstlern und einem holländischen Finanzmanager.
Mit keinem von diesen Männern wurde es irgendwie „ernst“. Wären es Bettgeschichten gewesen, hätte ich noch einen Funken Verständnis für ihre Nähe-Phobie übrig gehabt. Doch ich hatte einige sehr schöne erste Dates. Verabredungen, die eigentlich keinen Zweifel daran ließen, dass ich eine Chance bei diesen Männern gehabt hätte. Aber diese Chance existiert in vielen Fällen gar nicht erst. Gerade in Berlin, wo ich seit neun Jahren lebe, ist die Lust auf Beziehung und Liebe in den männlichen Köpfen eine absolute No-Go-Area. Mit Händen und Füßen wehren sie sich gegen die Schmetterlinge in ihrem Bauch. In so manchem Augenpaar habe ich schon die blanke Panik aufblitzen sehen, wenn es darum ging sich für ein drittes Date zu verabreden. Dass jeder seinen Kaffee allein bezahlt, versteht sich von selbst. Genauso wie die haarsträubende Unzuverlässigkeit, wenn es um das Beantworten von Nachrichten geht.
Den größten Vogel schoss allerdings besagter HR-Manager vor fünf Jahren ab. Nach zwei Monaten und mehreren Treffen eröffnete er mir, dass er seinen Job gekündigt hat und sich bereits in Bueno Aires befinde. Ach und übrigens: Es ist Schluss. Er ist zweigleisig gefahren und man merkt einfach irgendwann, wer einem wichtig ist und diejenige bin nunmal nicht ich. P.S.: Er vermisst Gummibärchen in Argentinien. Sehr sensibel, herzlichen Dank.
Nach diesem absoluten Fehlgriff war ich an einem Punkt, an dem ich einfach keine Nerven mehr für diese jammerlappigen und verpflichtungsscheuen Schwachmaten opfern wollte. Das alles war vergebene Liebesmüh.
Doch es kam wie es kommen musste. Manchmal ist man erst für eine ganz besondere Person bereit, wenn man viele nicht ganz so besondere Personen hinter sich gelassen hat. Doch das ist eine andere Geschichte, die ich euch bald erzählen werde.
Franziska Runge kennen wir von der dritten Staffel Curvy Supermodel. Sie schreibt leidenschaftlich gerne
auf ihrem Blog www.rosaliesdornen.de und liebt das Leben mit all seinen Herausforderungen.
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